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Taiwan Today

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Blick in die Zukunft

01.07.2002
Aus dem Schafgarbenorakel des Altertums ist die heute sehr verbreitete Methode hervorgegangen, zur Hilfe bei Lebensentscheidungen Lose zu ziehen.

Dank moderner Technologie verliert die Wahrsagerei(算命) in Taiwan allmählich ihren mystischen Charakter, während sich gleichzeitig eine jüngere Generation besser gebildeter Talente auf die Nachfolge der traditionellen Hellseher vorbereitet.

Verlockt durch das Unbekannte haben die Menschen immer schon versucht, den Mysterien des Lebens auf die Spur zu kommen. Wissenschaftler, Philosophen und Abenteurer trachteten alle miteinander nach der Erweiterung des Wissens darüber, wer wir sind, wo wir herkommen und wo wir hingehen. Und obwohl die modernen Wissenschaften enorme Fortschritte gemacht haben, bleiben doch viele Fragen über weniger konkrete Aspekte des Lebens, etwa ob in der Welt eine höhere Macht am Werke ist, weiterhin unbeantwortet.

Diese Variable X, von manchen Menschen als "Schicksal" bezeichnet, hat im Laufe der Geschichte das Studium verschiedener Zeichen beflügelt, denen man eine Verbindung zwischen Mensch und Natur zuschreibt, und so entwickelte sich Weissagung zum Beruf. Manche dieser Studienbereiche gibt es seit Jahrhunderten, und ihre Methoden wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Taiwan erfährt indes heute bei der alten Kunst der Wahrsagerei, die immer mehr von Massenmedien und in jüngster Zeit durch das Internet beeinflusst wurde, eine Wendung zur Moderne.

Offenere Diskussionen über Wahrsagerei und die Verbreitung verschiedener Medien haben dazu beigetragen, dass den Menschen heute auf der Suche nach Hinweisen auf ihre Bestimmung eine breitere Palette von Optionen zur Verfügung steht als früher. Buchhandlungen bieten Bände über Themen wie westliche oder chinesische Astrologie an, do-it-yourself-Anleitungen für feng-shui(風水) , die alte chinesische Kunst der Geomantik, dann gibt es Bücher über Handleserei und Physiognomik(看相), und in einem spezifisch chinesischen Studienbereich geht es darum, inwiefern die Anzahl der Striche in den Schriftzeichen von Personennamen das Schicksal der betreffenden Person beeinflusst. In den Zeitungen und Zeitschriften erscheinen regelmäßig tägliche, wöchentliche und monatliche Horoskope nach chinesischer und westlicher Astrologie. Fernsehstationen senden jeden Wochentag abends Talkshows mit Astrologen, die den Zuschauern Rat über persönliche Beziehungen oder ihre berufliche Laufbahn erteilen.

Die eindrucksvollste Auswahl beim Stichwort Wahrsagerei findet man im Internet -- Hunderte von Websites bieten prophetische Deutungen auf der Grundlage von speziell entwickelter Software und sogar Kurse zum Selbststudium. "Dies ist eine großartige Zeit für das alte Gewerbe, denn es gibt so viele Innovationen", schwärmt Rita Tsai, Zeitschriftenkolumnistin und Inhaberin des TAO-Studios, das verschiedene Wahrsager-Dienstleistungen anbietet. "Die weltweite Verbreitung von Information und Wissen hat das Interesse in diesem Bereich erneuert, und aus dem Internet kommen viele neue, exotische und lustige Dinge."

Eines dieser neuen Dinge ist die Wahrsager-"Cyber Mall" mit zwei Arten von Dienstleistungen im Angebot. Bei dem einen Service können die Website-Benutzer 40 Hellseher aus verschiedenen Ländern (darunter sogar ferne Gestade wie die Türkei und Spanien) für Sofortdeutungen anklicken, und bei dem anderen Service kann man Fragen an 50 verschiedene Wahrsager richten, die innerhalb einer Dreitagefrist persönlich antworten. Bis September dieses Jahres soll es für beide Dienstleistungen sogar hundert verschiedene Auswahlmöglichkeiten geben. Die Website, eingerichtet von der Firma Chinese Global Internet Technology Corp. (CGIT), war ursprünglich eine Website zum Herunterladen von Musik gegen Gebühr. Die Umwandlung in die heutige Form erfolgte im Jahr 2000.

"Die Idee besteht darin, die Expertise zu kommerzialisieren und die verschiedenen Wahrsagemethoden als Handelsware anzubieten, die man wie in einem Kaufhaus leicht erwerben kann", sagt Yen Li-hsing, geschäftsführender Direktor der CGIT. "Internetsurfer sind meistens jung und suchen nach lustigen, erschwinglichen und schnellen Antworten auf ihre Fragen." Die Gebühren für den Online-Service sind unterschiedlich, aber Website-Besucher können für 30 NT$ (91 Cents) vierzig Punkte erwerben. Pro Besuch gibt jeder Benutzer im Schnitt 40 bis 200 NT$ (1,21 bis 6 Euro) aus. Etwa 70 Prozent der Kunden auf der Website sind Frauen der Altersgruppe 20 bis 40. Die Hälfte der Fragen dreht sich um Liebesbeziehungen, ansonsten ist Rat gefragt bei Ehe, Finanzen, beruflicher Karriere und zwischenmenschlichen Beziehungen.

Blick in die Zukunft

Wie bei Yin und Yang bildet in Taiwan der Gegensatz von Modernisierung und Rationalität auf der einen Seite und zunehmendem Zulauf bei Wahrsagern auf der anderen Seite ein interessantes Gleichgewicht.

Vor Jahrzehnten wurden in Taiwan vor allem solche Menschen Wahrsager, die sonst wenig andere Einkommensmöglichkeiten hatten, sei es wegen körperlicher Behinderung, mangelnder Ausbildung oder anderen wirtschaftlichen Nachteilen. Um Auskünfte über die Zukunft und Vergangenheit ihres Kunden machen zu können, brauchen chinesische Astrologen genaue Angaben über seinen Geburtszeitpunkt, also Datum, Jahr und Uhrzeit. Diese Daten werden in Tabellen mit den Rubriken Vier Säulen(四桂) und Acht Schriftzeichen(八字) eingetragen, und damit das schneller geht, lernen angehende Hellseher einige prägnante Reime auswendig. Sobald eine Tabelle fertig ist, kann der Wahrsager das Vorhandensein oder Fehlen der Fünf Elemente(五行) erkennen, nämlich Metall(金), Holz(木), Wasser(水), Feuer(火) und Erde(火), und dadurch lässt sich das Schicksal des Kunden enthüllen.

Diese Techniken wurden oft durch mündlichen Privatunterricht weitergegeben, und einige der Details haben sich im Laufe der Zeit wahrscheinlich verändert oder gingen verloren. Neulinge in dem Gewerbe stellten normalerweise einen Stuhl und manchmal auch einen Tisch aufs Trottoir und warteten dort auf Kundschaft. Wenn es aufwärts ging, wurde das Geschäft in der Regel nach Hause verlegt, und mit zunehmender Erfahrung wurde der Wahrsager zum Meister. Diese Umstände trugen zum abgeschlossenen Charakter und zur Mystifizierung des Berufes bei, und es entwickelten sich parallel verschiedene Sekten oder Gruppen mit ähnlichen Anschauungen.

Mit der Zeit lernten die Hellseher, für ihre Dienste zu werben und mit konventionellen Geschäftspraktiken Kunden anzulocken, anstatt sich einfach nur auf Mundpropaganda zu verlassen. Ein Beispiel dafür ist die hohe Dichte von Wahrsagern in einer Fußgängerunterführung am Hsingtien-Tempel(行天宮) in Taipeh. Wer Fragen über sein Schicksal hat, kann in der Unterführung von einer Nische zur nächsten schlendern und sich seinen persönlichen Hellseher aussuchen.

Während manche Wahrsagepraktiken wie Chiromantie (Deutung der Handlinien) oder Gesichtslesen auch im Westen bekannt sind, wirken andere eher befremdlich, wie etwa die Methode, bei welcher die Weissagung aufgrund des ersten vom Kunden geschriebenen Schriftzeichens gemacht wird, oder Beantwortung der Fragen aufgrund der Anzahl von Reiskörnern, die der Kunde aus einer Schale herauspickt, oder durch das Ziehen von Losen. Zu den Entwicklungen der jüngeren Zeit gehört die Entstehung von Verbänden gemäß verschiedenen Theorien und Glaubensrichtungen. Diese Gruppen profitieren von den gemeinsamen Anstrengungen zur Förderung der einzelnen Dienstleistungen, und viele von ihnen bieten Unterweisung in Klassen oder per Post an. Für die Eigenwerbung sind die meisten dieser Verbände mittlerweile auch online vertreten.

Wer sich weiterhin auf konventionellere Methoden verlassen will, benötigt für die Förderung des eigenen Geschäfts einen guten Ruf. Doch um auf dem überfüllten Markt aufzufallen, haben manche Wahrsager neue Methoden ausgeheckt. Einer zum Beispiel liest die Zukunft aus den Blättern, welche die Kunden von seinen Topfpflanzen abknipsen, und hat tatsächlich Anhänger damit gefunden. Während die meisten Hellseher bei den traditionellen Methoden bleiben und damit ihre Marktnische behaupten, treten nun jüngere Talente auf den Plan, die breitgefächertere und unterhaltsamere Dienstleistungen anbieten und damit auf ein jüngeres Publikum abzielen. Die aktiveren von ihnen haben auch Bücher über ihre Spezialmethoden geschrieben oder arbeiten mit Produktentwicklern zusammen, um Persönlichkeitsanalyse mit Handelsware zu verbinden.

Yen Li-hsing von der CGIT glaubt, dass nach dem Erreichen des vollen Betriebspotenzials seiner Wahrsager-"Cyber -Mall" die freien Marktmechanismen vielen Konkurrenten den Garaus machen werden, und es würden nur diejenigen übrig bleiben, die sich auf die neuen Zeiten gut vorbereitet hätten. Um ein gewisses Kompetenzniveau zu gewährleisten, verbringt Yen erst viele Stunden im Gespräch mit potenziellen Partnern, bevor er mit ihnen Verträge abschließt. "Wissen und Erfahrung sind sicherlich wesentlich", betont er. "Was wir aber bei unseren Geschäftspartnern wirklich sehen wollen, ist ein Glauben an ihre eigene Fähigkeit, die Kunden zu positivem Denken zu animieren und den Kunden dabei zu helfen, sich selbst besser kennen zu lernen."

Rita Tsai, ebenfalls auf Yens Website vertreten, besitzt dieses Selbstvertrauen. Nach ihrer Überzeugung kann die moderne Wissenschaft die Glaubwürdigkeit ihres Wahlberufes erhöhen. Theorien, die sich im Osten und Westen getrennt voneinander entwickelten, können nun einander bereichern, und mit den vielen neuen wissenschaftlichen Geräten und Experimentiermethoden kann man das seit Jahrhunderten weitergegebene Wissen testen.

Tsai fügt hinzu, dass ihr akademischer Hintergrund in Angewandter Chemie ihr bei der Nutzung von Informationen in wissenschaftlichen Berichten aus Physik, Biologie und Chemie hilfreich war. Sie interessiert sich besonders für Studien im Bereich Magnetfelder und ihren Einfluss auf Menschen, und sie zeigt auch eine brennende Neugier für die neuen medizinischen Geräte, welche die Gehirnaktivität messen. "Moderne Geräte und physikalische Experimente liefern natürlich nicht alle Antworten auf die Frage, warum wir so sind, wie wir sind", bemerkt sie. "Doch die von ihnen gebotenen Hinweise belegen oft die alten Regeln der Numerologie." Sie verweist auf ein Experiment, bei dem Laborratten nach fengshui-Regeln an acht verschiedenen Stellen einer "Heimstätte" untergebracht wurden. Es stellte sich heraus, dass es den Ratten an Stellen mit gutem qi viel besser ging als den anderen. "Damit unser Beruf mehr Anerkennung erntet, müssen wir die Tür für moderne Erkenntnisse weit offen halten."

Ein Anzeichen dafür, dass die Mystik hinter der Wahrsagerei angesichts moderner Entwicklungen langsam vergeht, ist nicht nur das große Angebot von Büchern zu diesem Thema, sondern auch ihre Lesbarkeit. Laut Tsai bildet der lebhafte Informationsaustausch im Internet einen starken Kontrast zu der Tradition privater mündlicher Instruktionen. "Oft kommen Menschen zu mir, die in dem Bereich schon über Vorwissen verfügen", berichtet sie. "Das zwingt uns Wahrsager dazu, noch fleißiger zu lernen und mehr zu wissen."

Blick in die Zukunft

Früher pflegten berufliche Neulinge in der Wahrsagerei am Straßenrand nach Kundschaft Ausschau zu halten, heute wählen Neueinsteiger als bevorzugte Plattform lieber das Internet.

Wie bei vielen anderen Berufen spielt auch die Berufsethik eine große Rolle. "Kunden kommen zum Wahrsager und glauben, dass diese mehr sehen können als andere Menschen", weiß Yen Li-hsing. "Dadurch können die Wahrsager die Kunden besser trösten oder ihnen Anregungen vermitteln. Unethisch ist es dagegen, einem Kunden mitzuteilen, wann er voraussichtlich sterben wird, denn das kann destruktive Folgen haben."

Nach Ansicht von Rita Tsai und vielen ihrer Kollegen geht es bei ihrer Arbeit darum, den Menschen beim Verständnis ihrer selbst zu helfen, anstatt düstere Zukunftsereignisse vorauszusagen und damit das eigene Können zur Schau zu stellen. "Kunden, die gut über sich selbst Bescheid wissen, sind sich auch besser über die richtige Richtung für sie im Klaren", enthüllt Chu Fang-yu, stellvertretender Generalmanager der Wahrsager-Beratungsfirma Trinity Management Consultant Co. "Das ist der beste Beistand, den Wahrsager bieten können." Seiner Meinung nach profitieren Menschen am Scheideweg -- etwa Menschen, die ein Geschäft starten oder ausbauen wollen, Teenager oder Leute, die sich über die Richtung ihrer Beziehungen unklar sind -- am meisten von den Diensten der Wahrsager. "Menschen können durchaus leben, ohne etwas von ihrem Schicksal zu wissen, aber wenn sie schon vorher über ihre Wahlmöglichkeiten Bescheid wissen, können sie Verluste vermindern und ihr Glück vermehren", setzt Chu hinzu.

Neue Methoden in der Wahrsagerei konnten sich nur in einer offeneren Atmosphäre entwickeln. Die heutigen Wahrsager sind eher bereit als ihre Vorgänger, über ihre Methoden zu sprechen. Gemeinsam mit einem Partner gründete Chu vergangenes Jahr seine Firma, um Unternehmen seinen Rat anzubieten, aber heute werben sie für eine neue hellseherische Methode mit der Bezeichnung "Namenswahl durch Bildersprache", erdacht von Wu Chuan, einem Berater der Firma. Die traditionelle Methode, den Namen eines Kindes oder eines Unternehmens auszuwählen, beruht auf der Anzahl von Strichen in chinesischen Schriftzeichen. Bei der Namenswahl durch Bildersprache indes geht es um die Interpretation der Bedeutung des Schriftzeichens, seine Form und Struktur im Verhältnis zur Persönlichkeit des Kunden.

"Namen sind wie Symbole, die Menschen angeheftet werden", doziert Chu. "Die meisten chinesischen Schriftzeichen wurden ursprünglich als Darstellung der Form von Dingen geschaffen, die in der Natur vorkamen. Daher sind die Struktur und die Form von Schriftzeichen zuverlässiger als die Anzahl der Striche, die sich im Laufe der Jahrhunderte auch verändert hat." Chu und Wu haben ihre Theorie Versicherungsvertretern beigebracht, um dadurch deren Fähigkeit, ihre Kunden zu "lesen", zu verbessern. Die Methode kann man an einem eintägigen Crashkurs gegen eine Gebühr von 60 000 NT$ (1818 Euro) lernen.

Der Hellseher Hsiao Chien-fan hat sich vor zwanzig Jahren seine eigene Methode der Wahrsagerei ausgedacht: eine neue Form der Physiognomik. Hsiao studiert nicht einfach nur die Gesichtspartien des Kunden, sondern berücksichtigt auch Fragen der Genetik. Von den Theorien, die auf Zeichen der Natur beruhen, hält Hsiao nichts und beharrt darauf, dass das Schicksal einer Person im Augenblick der Empfängnis festgelegt wird. "Bei Numerologie geht es um Weissagung", definiert er. "Bei Physiognomik geht es um die Beobachtung von Menschen. Meine Theorie ist in der Wissenschaft verwurzelt -- Genetik, Physiologie und Psychologie."

Gemäß Hsiaos Theorie bestimmt die physische und psychologische Verfassung der Eltern während der Empfängnis die Gesundheit, Intelligenz und Persönlichkeit ihrer Kinder. Diese drei angeborenen Faktoren sind für 70 Prozent der Ereignisse in ihrem Leben verantwortlich, und die übrigen 30 Prozent hängen von Einflüssen wie Erziehung, Sport und der Persönlichkeitsentwicklung ab. "Die angeborenen und erworbenen Eigenschaften kann man leicht an der Erscheinung einer Person ablesen", behauptet Hsiao. Doch "gutes Schicksal" bedeutet weit mehr als nur gutes Aussehen, es kommt auf die Zahl der Gehirnzellen und die Qualität des Blutes, der Organe und der Knochenstruktur an.

Hsiao hat mehrere Bücher über seine Theorie verfasst und im Laufe der Jahre Tausende von Schülern unterrichtet, darunter viele Fachleute wie Anwälte, Professoren und Ärzte. Seiner Einschätzung nach haben nur etwa zehn Prozent seiner Schüler die bei ihm erworbenen Kenntnisse zum Aufbau einer Karriere genutzt. "Die meisten Leute kommen hierher, um mehr über sich selbst und andere zu lernen", resümiert er. "Sobald sie etwas über die ihnen in die Wiege gelegten Stärken und Schwächen erfahren, wissen sie, was sie in der Zukunft zu tun haben."

Gerade beim Gedanken an die Zukunft glauben viele Menschen in Taiwan an die chinesische Wahrsagerei. Laut einer Reihe von Umfragen, welche die Wissenschaftlerin Chiu Hei-yuan vom Institut für Sozialwissenschaften der Academia Sinica durchgeführt hat, nimmt dieser Glaube sogar noch zu. Im Jahre 1985 gaben 27,5 Prozent der Befragten an, schon mal bei einem Wahrsager gewesen zu sein, im Jahre 1990 stieg diese Zahl auf 31,7 Prozent und 1995 auf 37,5 Prozent. Die Umfrageergebnisse legten außerdem den Schluss nahe, dass dieser Glaube nicht nur auf eine Wahrsagemethode beschränkt ist -- 50 Prozent der Befragten vertrauen auf die Methode der Acht Schriftzeichen, auf Chiromantie und Gesichtslesen, über 41 Prozent glauben an chinesische Astrologie, und 30 Prozent bekennen sich zum Glauben an Weissagungen, Knochenfühlen(摸骨) und den chinesischen Tierkreis(生肖).

Die Zukunft der Wahrsagerei -- wie es die Wahrsager selbst voraussagen würden -- ist ebenso sicher wie die Zukunft der modernen Wissenschaft. Jüngste Entwicklungen wie das Internet haben den Schleier der Mystik um das Gewerbe etwas gelüftet, so dass die Wahrsager sich nicht mehr in den Rang einer gesellschaftlichen Randgruppe degradiert sehen und eine breitere Diskussion über die verschiedenen Methoden der Wahrsagerei durch eine heterogenere Gruppe von Menschen möglich wurde. Bis jetzt besteht freilich die beste Methode, der sogar kritische Wissenschaftler zustimmen würden, darin, sich selbst besser kennen zu lernen. Mehr ist nicht nötig.

(Deutsch von Tilman Aretz)

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