Ausländische Ehepartner, Gastarbeiter mit Zeitverträgen und sonstige Ausländer aus der ganzen Welt, die sich dauerhaft in Taiwan niedergelassen haben, verändern Taiwans Antlitz. Die Regierung fördert diesen Trend im Rahmen ihrer Globalisierungspläne und hat die Zuwanderungsverfahren daher gestrafft. Doch ist Taiwan auf den Wandel zu einer multikulturellen Gesellschaft auch vorbereitet?
In den letzten Jahren wurde der Erhöhung der Vielfalt in Taiwans ethnischer Zusammensetzung viel Aufmerksamkeit geschenkt. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes auf dem internationalen Markt zu erhöhen, ermuntert die Zentralregierung hochgebildete ausländische Arbeitskräfte und ausländische Firmen, nach Taiwan zu kommen. Außerdem fördert die Regierung im Inland das Fremdsprachenstudium, und die Anwesenheit von Ausländern erleichtert das außerordentlich. Doch nicht nur ausländische Büro- und Kopfarbeiter verdienen in Taiwan ihr Brot, sondern es wird auch ein Heer ausländischer Arbeiter beim Bau von Hochhäusern, Straßen und anderen Infrastrukturprojekten beschäftigt, und daneben kümmern sich überwiegend weibliche ausländische Arbeitskräfte um die Pflege von Kindern und Senioren oder verdingen sich als Haushaltshilfen in Taiwans Mittelklassefamilien.
Taiwan hat eine durchaus homogene Gesellschaft -- 98 Prozent der Bevölkerung sind Han-Chinesen, doch der Anblick ausländischer Gesichter wirkt in Taiwan immer weniger exotisch. Laut Statistiken aus dem Innenministerium der Republik China ist die Zahl der legal in Taiwan lebenden Ausländer in den letzten Jahren rapide gestiegen, von 44 000 im Jahre 1992 auf 405 000 im Jahre 2002. Wenn man Einwanderer vom chinesischen Festland hinzurechnet, erreicht die Zahl sogar 552 000, was ungefähr 2,4 Prozent der Gesamtbevölkerung der Insel entspricht.
Die Anwesenheit von so vielen neuen Gesichtern wird nach Ansicht von manchen Taiwan dabei helfen, gegenüber der Außenwelt aufgeschlossener zu werden und die Konkurrenzfähigkeit der Taiwaner zu erhöhen. "Vielfalt ist ein notwendiger Überlebensfaktor und auch eine Triebkraft beim gesellschaftlichen Fortschritt", versichert Hsia Hsiao-chuan, Professorin am Graduierteninstitut für Sozialwandelstudien an der Shih Hsin University in Taipeh. "Je weniger Vielfalt es an einem Ort gibt, desto geringer ist die Überlebensfähigkeit. Das gilt sowohl für die Tier- und Pflanzenwelt als auch für die menschliche Welt."
Der neue Schwerpunkt auf kultureller Vielfalt hat indes Diskussionen über Taiwans Zuwanderungs- und Gastarbeiterpolitik ausgelöst. Einwanderung ist in Taiwan ein größtenteils fremdes Konzept, und in der Geschichte gab es nur wenige Anträge auf Einbürgerung, außer von Auslandschinesen, die zu ihren Verwandten nach Taiwan ziehen wollten. Ein neues Zuwanderungsphänomen kommt durch Heirat zustande -- im Allgemeinen taiwanische Männer, die ausländische Frauen aus anderen Teilen Asiens ehelichen.
Die Ankunft neuer Einwanderer hat Taiwan nach Hsia Hsiao-chuans Ansicht zu einer Wegscheide gebracht, an der es sich entweder für das Voranschreiten zu einer vielfältigen und offeneren Gesellschaft oder für das Dasein als abgeschlossene Nation entscheiden muss, in der die Volkszugehörigkeit für die Staatsangehörigkeit das wesentliche Kriterium ist. Ihrer Meinung nach hat das Land gegenwärtig eine gute Chance, sich für die Vorteile eines multikulturellen Umfeldes zu öffnen, welche die Insel bereichern könnten. Die zahlreicher werdenden Ehen zwischen Taiwanern und ausländischen Frauen -- ein Viertel aller Eheschließungen im vergangenen Jahr -- erweisen sich als erster großer Test für die Einwanderung und die damit verbundenen Herausforderungen.
Nach der Aufhebung des Kriegsrechts 1987 und besonders nach der Lockerung der Beschränkungen für Ehen von Staatsbürgern der Republik China mit Festlandchinesen in den neunziger Jahren stieg die Zahl der Eheschließungen zwischen Taiwanern und Nicht-Taiwanern rapide an. Ende 2002 gab es insgesamt über 240 000 ausländische Ehepartner. Die Mehrzahl der nicht-taiwanischen Ehefrauen stammt vom chinesischen Festland, an zweiter Stelle Frauen aus Südostasien, wogegen die meisten ausländischen Ehemänner aus Thailand, Japan und den USA stammen.
Im Jahre 2002 gab es bei 28 von 100 Ehen einen ausländischen Ehepartner. Im gleichen Jahr kamen 12,46 Prozent aller Neugeborenen der Insel als Kinder zugewanderter Mütter zur Welt, 1998 waren es noch 5,12 Prozent gewesen.
Der starke Anstieg rief unterdessen Widerspruch bei Taiwanern hervor, nach deren Ansicht der Zustrom von Einwanderern negative Auswirkungen auf die Gesellschaft haben könnte. "Der Einfluss der gegenwärtigen Einwanderungstrends und ihre Folgen werden immer größer und können nicht mehr ignoriert werden, denn sie werden sich auf die künftigen Generationen unserer einheimischen Bürger auswirken", warnt die Parlamentsabgeordnete Chou Ching-yu(周清玉) von der Demokratischen Progressiven Partei (DPP). "Sie werden in der kommenden Zeit die Entwicklungsrichtung unserer Nation und auch verschiedene Aspekte von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bestimmen."
Chou und andere glauben, dass die neuen Einwanderer aufgrund ihres allgemein niedrigeren Bildungsniveaus und ihrer -- zumindest bei den nicht-chinesischen Ehepartnern -- unzureichenden Chinesischsprachkenntnisse zu einer potenziellen Belastung für Taiwan und nicht zu einer Quelle der Vielfalt zur Stärkung der Gesellschaft werden können. Ein häufig angeführtes Argument lautet, dass die Kinder von nicht-einheimischen Müttern es in der Schule schwerer haben und sich dort wie Außenseiter fühlen könnten, da einer ihrer Eltern Chinesisch nicht fließend spricht und nicht voll in die Gesellschaft der Insel integriert ist. Dieses Problem ist in anderen Ländern mit Einwanderungstradition zwar schon lange bekannt, für Taiwan dagegen neu. Chou stellt außerdem fest, dass die ausländischen Mütter oft mehr Kinder bekommen als die durchschnittliche taiwanische Mutter. Ihrer Meinung nach könnte das negative Auswirkungen auf die Gesellschaft haben.
Andere Leute finden jedoch, dass man diesen neuen Mitgliedern der taiwanischen Gesellschaft bei der Assimilierung helfen sollte, und ein geringeres Einkommen habe keineswegs zwangsläufig ein Versagen der Kinder zur Folge, besonders nicht in einem Land mit einem guten, erschwinglichen Bildungssystem. "Das ist kein Problem der menschlichen Natur oder des Hintergrundes, sondern des gesellschaftlichen Umfeldes", erklärt Professor Hsia. "Manche Leute haben es trotz eines schlechten familiären Hintergrundes weit gebracht. Der springende Punkt ist, welches Umfeld wir diesen Zuwanderern anbieten. Wenn wir ihnen und ihren Kindern eine gute Unterstützung und Bildung bieten, dann werden sie auch Beiträge für die Gesellschaft leisten können."
In den letzten Jahren hat die Regierung begonnen, diesen Familien Unterstützung zu bieten, damit ihre Kinder nicht unter die Räder geraten. Die Probleme können jedoch je nach Herkunft der Ehepartner sehr unterschiedlich sein. Beispielsweise haben Ehefrauen vom chinesischen Festland, die Chinesisch sprechen können, nicht die gleichen Probleme wie Ehepartner aus anderen Ländern. Festlandchinesische Ehefrauen leiden viel mehr unter sozialem Stigma und den strengen Bestimmungen über die Beziehungen zwischen Taiwan und dem Festland, während Frauen aus anderen Ländern oft mit viel grundlegenderen Problemen zu kämpfen haben wie der Sprachbarriere und einem Gefühl der Verlorenheit nach dem Umzug in ein Land mit einer anderen Kultur.
Nach Chous Ansicht sollte die Regierung die verschiedenen Gruppen getrennt behandeln, doch die allgemeine Unterstützung für die neuen Einwanderer koordinieren. Außerdem glaubt sie, dass Einwanderer bei der Antragstellung auf ihre Sprachkenntnisse und ihr Wissen über Taiwan geprüft werden sollten. Ein solches Verfahren könnte die Probleme nach der Einreise für sie mindern.
Die katholische Kirche St. Christoph in Taipeh wurde bei Gastarbeitern zu einem beliebten Freizeittreff.
Professor Hsia weist darauf hin, dass es in Taiwan zwar früher schon Einwanderung gegeben habe, doch die Insel sei auf die gegenwärtige Einwanderungswelle offenbar nicht vorbereitet. "Zur Zeit haben wir Mitbürger aus verschiedenen Ländern, aber wir wissen im Prinzip nichts über sie und kümmern uns auch nicht um sie", behauptet sie. Ihrer Auffassung nach sollte man in Taiwan ein polyglottes Umfeld zur Vereinfachung der öffentlichen Dienstleistungen und der Verbreitung von Informationen schaffen, so dass man sich besser um die Zuwanderer verschiedener Völker kümmern kann und sie sich schneller anpassen können. Ein gangbarer Weg wäre in ihren Augen die Beteiligung von Einwanderern verschiedener Rassen an entsprechenden Projekten.
Hsia hinterfragt auch das Gerede darüber, ob die Einwanderer Taiwans allgemeine Entwicklung gefährden könnte. "Heutzutage findet man überall leicht Ausländer", weiß sie. "Wenn wir von uns ausgehen und sie gleich behandeln, können wir von ihrer Kultur und Geschichte lernen. Wir können das Umfeld für sie ändern und Taiwan gleichzeitig wettbewerbsfähiger machen." Zwar arbeitet die Regierung jetzt an Plänen, neuen Einwanderern zu helfen, aber Hsia ist überzeugt, dass auch die allgemeine Öffentlichkeit umdenken muss über die grundsätzliche Frage, wer Taiwaner ist und wer nicht. Viele Einheimische können sich einfach nicht vorstellen, jemand, der nicht aussieht wie sie selbst, könne Taiwaner sein.
Ein gutes Beispiel dafür ist Lin Tao-ming, ein Weißer, der 1968 als "T. Christopher Locke" in den USA zur Welt gekommen war. Lin wanderte vor etwa zehn Jahren nach Taiwan ein, spricht Hochchinesisch und auch den taiwanischen Dialekt, sieht sich aber nur selten als Taiwaner angenommen. "Die Einheimischen hier neigen dazu, Ausländer in eine Schublade zu stecken, in der alle die gleiche Art von Job haben und sich ähnlich verhalten, und betrachten sie eher nicht als Individuen", berichtet er. "Und meistens haben sie auch keine hohen Erwartungen an Ausländer in Bezug auf Chinesischkenntnisse und ihr Wissen über andere Aspekte der Kultur hier."
Lin ist in Taiwan sicherlich eine Seltenheit. Die meisten westlichen Ausländer können keine Vorteile darin sehen, nach Taiwan auszuwandern, zumal man mit einem Pass der Republik China bei Reisen in andere Länder viele Schwierigkeiten in Kauf nehmen muss. Doch als Lin 1988 als amerikanischer College-Student die Tunghai-Universität im zentraltaiwanischen Taichung zum Sprachstudium besuchte, war er sofort von dem Ort angetan und beschloss, Taiwan zu seiner Heimat zu machen. "Bei meinem ersten Besuch hier war ich hin und weg von der Insel, und ich dachte, 'hier will ich bleiben'", erzählt Lin. "Das Leben kommt mir hier wegen der lebendigen Atmosphäre der taiwanischen Gesellschaft und auch wegen ihrem in mancherlei Hinsicht chaotischen Wesen viel aufregender und interessanter vor."
Um Staatsbürger der Republik China werden zu können, musste Lin sich von der Familie eines Freundes adoptieren lassen, und 1994 wurde er dann eingebürgert. Wie es für jeden taiwanischen Mann, auch für Einwanderer, Pflicht ist, leistete er seinen zweijährigen Militärdienst ab und beschrieb diese Erfahrung danach in seinen Memoiren Counting Mantou: An American in Taiwan's army (zu Deutsch: "Hefebrötchen zählen -- ein Amerikaner in Taiwans Armee"). In dem Buch geht es auch um die Fragen der Identität und der Anpassung, denen sich sonst nur wenige äußerlich "un-taiwanische" Menschen stellen müssen.
Trotz seiner Teilnahme an dem taiwanischen Aufnahmeritual und seinem offiziellen Status als Staatsbürger der Republik China findet Lin manchmal, dass er immer noch wie ein Außenseiter behandelt wird. Wenn er zum Beispiel in einem Geschäft zur Kasse geht, versteckt sich die Bedienung zuweilen hinten im Laden. Lin weiß natürlich, dass die Leute das tun, weil sie wahrscheinlich kein Englisch können oder weil sie einfach schüchtern sind, aber das ist ihm peinlich und hinterlässt bei ihm den Eindruck, dass die Taiwaner immer noch nicht sehr zum Umgang mit Ausländern bereit sind und ihn noch nicht als ihren Landsmann akzeptieren können. "Ich lebe gern hier, aber ich fühle mich noch nicht als normales Mitglied der Gemeinschaft akzeptiert", räumt er ein. "Mein Leben wäre einfacher, wenn die Menschen hier mich normal wie eine gewöhnliche Person behandeln könnten."
Seiner Meinung nach sollten die Einheimischen hier in ihrem Land bei Begegnungen mit Ausländern selbstbewusst Chinesisch sprechen. Wenn es bei der Kommunikation Probleme gibt, ist das das Problem des Ausländers, nicht der Einheimischen.
Insgesamt hat Taiwan nach Lins Ansicht noch einen langen Weg vor sich, bis es zu einer Einwanderungsgesellschaft werden kann, und er findet, dass die Regierung eine Organisation gründen sollte, die Einwanderern bei Diskriminierung rechtliche Hilfe anbietet und solche Missstände mit Geldbußen oder anderen Strafen ahndet.
Der Anblick ausländischer Gesichter wirkt auf Taiwan immer weniger exotisch, doch manche Neuankömmlinge fühlen sich in der weiterhin eher homogenen Gesellschaft nicht akzeptiert.
Einwanderung ist immer noch ein recht neues Thema in Taiwan. Vizeinnenminister Chien Tai-lang weist darauf hin, dass in Taiwan seit langer Zeit "strenge Bestimmungen für Einwanderung und lockere Bestimmungen für Auswanderung gelten".
Die meisten Ausländer, die nach Taiwan einreisen, kommen entweder als Touristen oder zum Arbeiten, streben aber im Allgemeinen keine Einbürgerung an. Taiwan hat die Einbürgerung ungelernter Arbeitskräfte aus anderen Ländern der Region seit langem dadurch vermieden, indem ihre Arbeitsverträge zeitlich befristet werden, normalerweise auf zwei oder drei Jahre, danach müssen die Gastarbeiter in ihre Heimat zurückkehren. Derzeit arbeiten rund 300 000 Gastarbeiter in Taiwan, hauptsächlich auf Baustellen und in Fabriken oder als Pflegepersonal und Hausmädchen.
Ergänzt wird die ausländische Gemeinde durch rund 17 100 Büro- und Kopfarbeiter, darunter Englischlehrer, Ingenieure, Geschäftsleute und Missionare. Diese Arbeitskräfte kommen aufgrund Taiwans Herstellungsexpertise, zum Aufbau einer neuen Firma, für Arbeit in der Regionalvertretung ihrer Heimatfirma oder einfach zum Erleben eines anderen Umfeldes her. Sie stammen aus allen Teilen der Erde und tragen wesentlich zur Vielfalt in Taiwan bei, selbst wenn sie oft in Vierteln wohnen, wo auch viele andere Nicht-Taiwaner leben. Weil Taiwans Regierung solchen Arbeitskräften gestattet, so lange auf der Insel zu bleiben, wie die Tätigkeit in ihrem Beruf dauert, bietet ihnen die Annahme der Staatsbürgerschaft tatsächlich kaum Vorteile.
Die Regierung denkt allerdings wieder über die Frage der Einwanderung nach, und unter der Anleitung des Exekutiv-Yuan (das Kabinett oder der Ministerrat der Republik China) ergriff das Innenministerium im Januar 2003 Maßnahmen zum Aufbau einer seit langem diskutierten Einwanderungsbehörde. Vizeinnenminister Chien erklärt, dass in dieser Einwanderungsbehörde die Verfahren für Einreise, Ausreise und Einwanderung, die bislang auf verschiedene Ämter verteilt sind, unter einem Dach vereinigt werden sollen. Die Kompetenzen der anderen Ämter, etwa von der Staatspolizeiverwaltung, dem Einwanderungsamt und Einwohnermeldeamt, werden dorthin übertragen. Einwanderungsfragen müssen auch mit dem Außenministerium, dem Rat für Festlandangelegenheiten (Mainland Affairs Council, MAC), dem Rat für Arbeitnehmerfragen (Council of Labor Affairs, CLA) und der Kommission für Auslandschinesen (Overseas Chinese Affairs Commission, OCAC) koordiniert werden; diese Behörden sind momentan ebenfalls noch mit Aufgaben aus dem Bereich Einwanderung betraut. Die neue Behörde soll den Ausländern einen bequemeren Service bieten und zudem eine effizientere, zentralisiertere Kontrolle der Einwanderungsfragen ermöglichen.
Darüber hinaus verstärkt die Regierung ihre Anstrengungen, ausländischen Ehepartnern durch den Aufbau eines Unterstützungssystems zu helfen, das Sprachstudium, Einführung in die einheimischen Traditionen und Sitten, psychologische Beratung und Eheberatung, Kinderbetreuung und Sonderzuschüsse umfasst.
Daneben plant das Innenministerium unter anderem zum Jahresende die Durchführung eines landesweiten Zensus bei ausländischen und festlandchinesischen Ehepartnern, um ihre Lebens- und Eheumstände besser zu verstehen. Anhand dieser Informationen sollen nach Auskunft des Innenministeriums effiziente politische Maßnahmen zur Hilfe für die Einwanderer festgelegt werden. "Diese nicht-taiwanischen Ehepartner sind bereits ein Bestandteil unserer Gesellschaft geworden, und besonders ihre Kinder werden beträchtliche Auswirkungen auf die zukünftige Entwicklung des Landes haben", glaubt Chien. "Mit guter Politik kann man aus ihnen erfolgreiche, aktive Mitglieder der Gesellschaft machen. Andernfalls werden sie vielleicht zu Sozialfällen, und das würde für uns dann noch teurer."
Gleichzeitig öffnet die Regierung Taiwans Tore allmählich weiter für mehr Einwanderer. In der überarbeiteten Fassung des Einwanderungsgesetzes vom Juli 2002 heißt es zum Beispiel, dass Ausländer, die einen besonderen Beitrag für Taiwan geleistet haben oder über auf Taiwan benötigte Hightech-Kenntnisse verfügen, nach einer Genehmigung durch das Prüfungskomitee im Innenministerium ein unbefristetes Aufenthaltsrecht gewährt bekommen können. Das Innenministerium arbeitet an einer Überprüfung und Lockerung der Bestimmungen, um die Einwanderung denjenigen zu erleichtern, die attraktive Investitionsvorschläge machen oder Fachkenntnisse aus einem weiten Feld besitzen, etwa Politik, Wirtschaft und Bildung.
Trotz der zögerlichen Haltung in manchen Kreisen scheint die Aufnahme von Außenstehenden in die Gesellschaft ein neuer Schritt bei Taiwans Streben nach Vielfalt und engeren Beziehungen mit dem Rest der Welt zu sein.
(Deutsch von Tilman Aretz)