Eine zweibändige französischsprachige Kurzgeschichtensammlung von 15 taiwanischen Autoren wurde unlängst vom Nationalmuseum für Taiwanliteratur (National Museum of Taiwan Literature, NMTL) herausgegeben, was einen wesentlichen Schritt bei den Bemühungen der Institution darstellt, das Bewusstsein für die einheimischen literarischen Traditionen in aller Welt auszuweiten.
Das von dem in der südtaiwanischen Stadt Tainan ansässigen Museum finanzierte Übersetzungsprojekt wird von den französischen Sinologen Isabelle Rabut und Angel Pino geleitet. Die beiden verfassten Einleitungen für jeden Autor in der Anthologie und schrieben überdies ein Vorwort, in dem sie die Entwicklung von Taiwans Literatur seit der japanischen Kolonialzeit (1895-1945) bis zum Ende des 20. Jahrhunderts erläuterten.
Die Titel der beiden Bände stammen von zwei Kurzgeschichten, „Die kleine Stadt mit den Papayabäumen“ von Long Ying-zong und „Das dreibeinige Pferd“ von Cheng Ching-wen. Mit der Veröffentlichung von Longs Text wurde erstmals taiwanische Literatur aus der Kolonialzeit ins Französische übertragen, teilte das Kulturministerium der Republik China (Taiwan) mit.
Nach Auskunft des Kulturministeriums bieten die beiden Bände Lehrmaterial für französische Universitäten und dienen als wichtiges Bezugsmaterial für Wissenschaftler in der französischsprachigen Welt, die sich mit taiwanischer Literatur befassen. Zwei weitere französischsprachige Bände mit taiwanischen Kurzgeschichten aus den vier Jahrzehnten seit den Siebzigerjahren sollen im Rahmen des Übersetzungsprojektes bis 2018 erscheinen, fügte das Ministerium hinzu.
Nach den Worten von Zhou Dan-ying, einem in Paris ansässigen taiwanischen Schriftsteller und Übersetzer, der an dem Projekt beteiligt ist, werden die Bemühungen des NMTL dazu beitragen, mehr Kulturaustausch zwischen den beiden Seiten zu fördern, da taiwanische Literatur in französischen literarischen und akademischen Sektoren weiterhin ein vergleichsweise unbedeutendes Fach darstellt.
Werbeaktivitäten für die Textsammlung werden am 12. Febuar in Frankreich mit der Vorführung von Dokumentarfilmen über taiwanische Autoren im Taipeh-Vertretungsbüro in Paris beginnen. Daneben werden Rabut und Pino Buchhandlungen in Frankreichs Hauptstadt besuchen, und taiwanische Gelehrte werden vom 7. bis 9. März an mehreren französischen Universitäten Vorträge über die Literaturgeschichte des Landes halten.
Seit dem Jahr 2011 hat das Übersetzungsprogramm des NMTL über 100 Publikationen in deutscher, englischer, japanischer, koreanischer, spanischer und tschechischer Sprache hervorgebracht. Kulturministerin Cheng Li-chiun hob hervor, dass die Projekte des Museums aus dem Jahr 2015 bis Juni vergangenen Jahres zur Herausgabe von 16 neu übersetzten Büchern geführt hatten, und sie versprach weitere Finanzhilfe, um die Übersetzungsarbeit der Institution zu unterstützen.
—Quelle: Taiwan Today, 02/03/2017 (KTJ-E)
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